05Aug2022 Kollegen privat

    Einmal Schrottrallye und zurück

    Kollegen mal anders: Julia Heide fährt eine Rallye mit einem Schrottauto – im Peter-Pan-Kostüm.

    von Naima Flick

    Das Schrottauto ihrer Wahl: Audi A6 Avant, BJ 1999, 241.000 Kilometer

    Ein Fernsehbeitrag über einen Carbage Run reichte aus und es war um Julia Heide geschehen. Der Bericht zeigte, dass bei dieser speziellen Art von Autorennen Spaß, Abenteuer, fahrerische Herausforderungen und Kreativität im Mittelpunkt stehen. Denn beim Carbage Run geht es darum, die festgelegte Rallyestrecke in einem Schrottauto zurückzulegen - wie der Name, eine Verbindung aus “Car” und “Garbage”- schon sagt. Genau das richtige für Julia Heide.  Die Vertriebsmanagerin für B-Banken in der Filialdirektion Augsburg recherchierte im Internet und entschied sich schließlich für den Carbage Run Ostblock Edition. Die Aufgabe: eine 3.500 Kilometer lange Strecke in einem mindestens zwanzig Jahre alten Auto mit einem maximalen Wert von 500 Euro zu meistern. Gültiger TÜV und Versicherungsbestätigung sind dabei Pflicht. Gemeinsam mit ihren zwei besten Freundinnen begab sie sich auf das fünftägige Abenteuer. Davor, während und auch nach der Rallye sammelten die drei Frauen fleißig Spenden für das Deutsche Kinderhilfswerk e.V.

    Insgesamt waren 225 Autos mit zwei bis vier Personen bei der vierten deutschen Sommerausgabe des Carbage Runs Ostblock Edition dabei. Es ging von Deutschland über Polen, Tschechien, die Slowakei nach Ungarn. „Das war eine Grenzerfahrung für Mensch und Maschine“, erzählt Heide. Zum Teil lag dies an der langen Zeit im Auto: Am ersten Tag saßen die drei Frauen zwölf Stunden im Wagen. Zum anderen lag es auch an den schlecht ausgebauten Straßen und den vielen Serpentinen. „Die Landstraßen in Ungarn und Polen waren straßentechnisch teils eine Herausforderung“, berichtet Heide.

    Mit Peter Pan auf Reisen

    Ihr zuverlässiger Begleiter bei allen Herausforderungen war immer das Auto ‚James‘ – mit vollem Namen Captain James Hook – natürlich bei R+V versichert. Aber Moment mal, Captain Hook? Wie der Erzfeind von Peter Pan? Richtig! Denn wer noch eine Schippe drauflegen wollte, legte sich bei der Gestaltung des Autos mächtig ins Zeug, gab Auto und Team ein kreatives Motto. Es winkte nämlich ein Preis für das ausgefallenste und originellste Auto. Den Gewinner kürten die Teilnehmenden aus ihrem Kreis. „Wir haben uns für das Motto ‘Never grow up, it’s a trap!’ aus dem Disney-Klassiker Peter Pan entschieden. Es passt zu unserem Lebensmotto, dass man das Leben nicht so ernst nimmt, auch einfach mal loslässt und sich auf ein Abenteuer einlässt“, erklärt Heide das Motto ihres Teams.

    Das Highlight des Audi A6 Avant aus dem Jahr 1999: eine Bar im Kofferraum. Von dort schenkten die drei in selbstgemachten Kostümen passend zum Motto, mal als Peter Pan, mal als Tinkerbell, den anderen Teilnehmenden verschiedene Shots gegen Spenden aus: von gesunden Ingwershots über puschende Energieshots zu Shots wie Peters Flying Elixier, Tinkerbells Fairydust und Captain Hooks Cherry-T am Abend – die Kofferraumbar war gut bestückt. „Die anderen Teilnehmenden haben sogar Flaschen für die Bar gespendet”, erzählt die Vertriebsmanagerin.

     

    Ein Blick in die Kofferraumbar von James

    Bevor es allerdings los gehen konnte, waren ein paar handwerkliche Griffe an ‚James‘, den sie bei einem Autohändler in Augsburg aufgetrieben hatten, noch nötig. Die Bremsen wechselte Heide unter Anleitung selbst und neue Reifen mussten her. Ein bisschen was hatte sie sich von einem befreundeten Automechaniker zeigen lassen – für den Fall der Fälle. Um auf Nummer sicher zu gehen, überprüften sie Öl, Wasser und Reifendruck jeden Morgen vor Beginn des neuen Rallyeabschnitts. Pannen und Co. blieben zum Glück die gesamte Rallye über aus.


    Jeden Tag eine gute Tat

    Die Rallye glich einer Schnitzeljagd: Jeden Morgen gab es nicht nur eine DINA4-Seite mit einer Wegbeschreibung zum nächsten Camp, sondern es mussten auch täglich drei Aufgaben gemeistert werden: Souvenir suchen, Support the locals und Selfies hießen die drei Kategorien. „Es ging nicht darum, wer als erster ans Ziel kommt, sondern wer die meisten Punkte aus den Aufgaben holt“, erklärt Heide.  Die Kategorie ‘Selfie’ - Foto von sich mit vom Veranstalter vorgegebener Statue oder Wahrzeichen – war recht kniffelig entlang der hunderte von Kilometern langen Strecke. Mehr Spaß hatte das Team Hook – der Teamname der drei Frauen – bei den ausgefallenen Aufgaben aus der Rubrik ‚Support the locals‘.

    Die Mission dieser Aufgaben bestand darin, Kontakt mit den Einheimischen aufzunehmen. „Unser Highlight war das Rasen mähen bei einer tschechischen Familie und das Waschen eines Skodas mit tschechischem Kennzeichen“, erzählt Heide. Die größte Herausforderung dabei: die Kommunikation. Mit Englisch, Deutsch und Polnisch kamen die drei Frauen in kleinen Dörfern nämlich nicht weit. „Wir haben mit Händen und Füßen kommuniziert“, lacht sie. „Der Teamzusammenhalt war unglaublich. So eine große Hilfsbereitschaft haben wir selten erlebt“, erzählt Heide. Nach dem abendlichen Ausklingen in der Gruppe sorgte ein Dachzelt für den nächtlichen Komfort. „Morgens das Zelt zu öffnen und nur Berge zu sehen, das war schon unbeschreiblich“, schildert Heide ihr Aufwachen im Tatra Gebirge.

    Am Ende fuhren die drei Frauen mit 708,72 Euro gesammelten Spenden zurück nach Hause. Ihre Online- Spendenaktion auf Instagram spülte zusätzlich 437 Euro in die Kasse. Insgesamt spendeten sie 1.145,72 Euro an das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. Und eins ist sicher: Beim nächsten Carbage Run im kommenden Jahr ist Julia Heide mit ihrem Team wieder dabei!

    Impressionen von der Schrottrallye

    Zur grünen Lackierung des Vorbesitzers kam noch der passende Slogan „Never Grow Up. It’s a trap!“ auf Fahrer- und Beifahrerseite des Audis hinzu.

    Tinkerbell Barbie am Kühlergrill als I-Tüpfelchen

    Das Highlight des Audi A6 Avant aus dem Jahr 1999: eine Bar im Kofferraum

    Drei Peter Pans beim Rasen mähen in Tschechien