Erste Hilfe Kurs für die Psyche, Materialien
    09Jan2024 So ist R+V

    Erste Hilfe für die Psyche

    In Frankfurt bietet die R+V-Sozialberatung einen Ersthelferkurs zum Thema psychische Gesundheit an. Was sich dahinter verbirgt, erzählt Sozialberaterin Franziska Karrock im Interview.

    von Joscha Denzer

    Fast jeder dritte Mensch erleidet im Laufe des Lebens eine psychische Erkrankung, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Homepage. Schon heute machen mentale Probleme etwa zehn Prozent der Fehltage von Berufstätigen aus. Und die Tendenz ist steigend. Grund genug, dass auch Unternehmen sich dem Thema Psyche stärker widmen.

    Die R+V bietet am Standort Frankfurt seit kurzem einen Ersthelferkurs psychische Gesundheit an. R+V aktuell hat mit Kursleiterin Franziska Karrock gesprochen.

    Welche Rolle spielt das Thema mentale Gesundheit im Beruf?

    Franziska Karrock: Das Thema nimmt immer größeren Raum ein, auch gesamtgesellschaftlich betrachtet. Das hat viele Faktoren, nicht zuletzt die Corona-Pandemie. In meinen Beratungsgesprächen am Standort Frankfurt gehören mentale Probleme zu den Hauptthemen – weit vor Rückenschmerzen oder anderen Erkrankungen.
     

    Portrait Franziska Karrock, Sozialberaterin
    Franziska Karrock, Betriebliches Eingliederungsmanagement- und Sozialberaterin.

    Was soll da ein Ersthelferkurs für psychische Gesundheit bewirken?

    Unsere Motivation war es, das Thema leichter zugänglich zu machen, Ängste zu nehmen, Vorbehalte abzubauen. Ein wichtiges Zeichen dabei: Die Standort- und Bereichsleitung sowie der örtliche Betriebsrat stehen voll hinter uns, haben also die Bedeutung des Themas erkannt.

    ​An wen richtet sich das Angebot?

    In der Pilotphase sprechen wir zunächst Führungskräfte an. Diese schulen wir in einem zweitägigen, intensiven Programm. Wir wollen den Kreis aber schrittweise erweitern. Denn, was wir vermitteln, ist Wissen für die Hosentasche – also Dinge, die jeder im Alltag gebrauchen kann.

    Wie gehe ich damit um, wenn ich bei jemandem in meinem Umfeld ein verändertes Verhalten feststelle? Und was sind überhaupt die typischen Symptome bei den häufigsten mentalen Erkrankungen? Unser Angebot richtet sich an Laien, die mit dem Thema noch nichts zu tun hatten. 

    Und wie läuft der Kurs ab?

    Methodisch ist es eine Mischung aus Input, Diskussion und Rollenspielen. Wir schauen uns zum Beispiel an, welche Störungsbilder am häufigsten vorkommen und woran man sie erkennt. Wie sich eine Angststörung oder eine Depression zeigt. Und wann man überhaupt von einer Krankheit spricht. Wir diskutieren, wie stark unterschiedliche Erkrankungen den Alltag beeinträchtigen. Oder auch darüber, wie belastbar jemand ist, der ein Burn-out hatte und wieder in den Berufsalltag zurückkehrt. Das Konzept ist auf maximal 20 Personen ausgelegt, das ist mir fast schon ein bisschen viel. Ganz oft ist es so, dass Wesentliches zwischen den Folien stattfindet.

    Methodisch ist es eine Mischung aus Input, Diskussion und Rollenspielen."
    Franziska Karrock
    Betriebliches Eingliederungsmanagement- und Sozialberaterin
    Nützliches Alltagswissen möchte Franziska Karrock (Mitte) im Ersthelferkurs psychische Gesundheit vermitteln.
    Nützliches Alltagswissen möchte Franziska Karrock im Ersthelferkurs psychische Gesundheit vermitteln.

    Was sollen die Teilnehmenden von den zwei Kurstagen mitnehmen?

    Wir wollen sie für die Bedeutung des Themas sensibilisieren. Natürlich begegnen uns psychische Erkrankungen nicht ständig im Alltag, aber sie können uns begegnen. Und dann ist es wichtig, mit dem Thema und auch den Betroffenen richtig umzugehen. Daher ist das ein sehr praxisorientierter Kurs.

    ​Im Herbst 2023 ist das Kursprogramm gestartet. Gibt es im neuen Jahr weitere Termine?

    Ja, die Nachfrage ist hoch. Im ersten Quartal werden wir weitere Workshops anbieten. Auch möchten die bisherigen Teilnehmenden weiter im Austausch bleiben. Ich könnte mir zum Beispiel Vertiefungskurse zu bestimmten Aspekten der mentalen Gesundheit vorstellen. Kollegen, die sich generell für das Thema interessieren, können sich natürlich auch gerne bei mir melden. Hilfe bei mentalen Problemen ist mindestens genauso wichtig wie erste Hilfe bei Unfällen. Beides kann Leben retten.

    Hilfe bei mentalen Problemen ist mindestens genauso wichtig wie erste Hilfe bei Unfällen. Beides kann Leben retten.“
    Franziska Karrock
    Betriebliches Eingliederungsmanagement- und Sozialberaterin
    Kursteilnahme: Ersthelferkurs zum Thema psychische Gesundheit in Frankfurt.
    Schon gewusst?

    Das R+V-Gesundheitsnetzwerk bietet Mitarbeitenden zahlreiche Leistungen - von der Sozialberatung über Präventionsangebote bis zur beruflichen Widereingliederung nach Krankheit. ​

    Der Ersthelferkurs mentale Gesundheit (Mental Health First Aid) findet in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim statt. Weitere Informationen unter: mhfa-ersthelfer.de​