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    Rund um den Job

    Trainee oder Direkt­einstieg - was ist für die Karriere besser?

    Wer nach dem Abschluss seines Studiums die Karriere plant, hat im Wesentlichen zwei Optionen: den Direkteinstieg oder den Weg über ein Traineeprogramm, das den Charakter einer weiteren Ausbildung hat. Der R+V-Ratgeber nennt Vor- und Nachteile beider Modelle.

    Eine grundsätzliche Karrierefrage

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    Wer zwischen Trainee oder Direkteinstieg entscheidet, trifft einen grundsätzlichen Entschluss. Wer sich - gerade nach einem hoch spezialisierten Studiengang - gut gerüstet fühlt für die Arbeitswelt und weiß, welches Stellenprofil exakt zu ihm passt, kann auf das Traineeprogramm mit seinem Ausbildungscharakter verzichten. Ein Traineeprogramm ist dagegen die behutsamere Methode, in ein Unternehmen einzusteigen. "Hier durchlaufen die Absolventen verschiedene Abteilungen und lernen das Unternehmen in seiner Komplexität mit allen Vernetzungen kennen", sagt Stephan Teuber von der Loquenz Unternehmensberatung GmbH und Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU).

    In vielen Branchen stehen den Hochschulabsolventen beide Wege offen. Staufenbiel, ein Karriereportal für Hochschulabsolventen, hat in der Studie "JobTrends Deutschland 2014" ermittelt, wie verbreitet beide Modelle sind. Bei fast allen Unternehmen (87 Prozent) ist der Direkteinstieg möglich. Fast ein Viertel der Unternehmen (22 Prozent) kombiniert den Direkteinstieg mit einem kurzen Einführungsprogramm. 52 Prozent der Arbeitgeber bieten aber auch die Möglichkeit eines Traineeprogramms. Interessant ist die Verteilung in einzelnen Branchen: Während bei Ingenieuren 92 Prozent der Unternehmen den Direkteinstieg anbieten und nur 43 Prozent Traineeprogramme auflegen, können Wirtschaftswissenschaftler nur bei 77 Prozent der Firmen direkt einsteigen. Auf der anderen Seite bieten deutlich mehr Arbeitgeber in dieser Branche, nämlich 55 Prozent, auch Traineestellen an.

    Eine Frage des Gehalts

    Ein wichtiger Punkt für den Beginn des Joblebens ist das mögliche Gehalt. Hier zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen Trainee und Direkteinstieg. Der sofortige Beginn auf einer festen Position bietet im Durchschnitt zehn Prozent mehr Gehalt, berichtet das Informationsportal trainee-geflüster.de. Trainees müssen dagegen - als Ausgleich für den Vorteil der Weiterbildung - Abstriche machen.

    Der Direkteinstieg: Gute Wahl bei klaren Vorstellungen

    Beim Direkteinstieg übernimmt der Arbeitnehmer direkt seine neue Tätigkeit mit dem Ziel, schnell selbstständig in seinem Job zu arbeiten. Bei diesem Verfahren hat der Berufseinsteiger meist sofort den Druck, produktiv arbeiten zu müssen und oft wenig Zeit, das Unternehmen kennenzulernen. Das bietet aber auch die Chance, relativ schnell viel Verantwortung übernehmen zu können und damit, etwa als hoch spezialisierter Ingenieur, das Wissen aus dem Studium voll einzubringen. Das Unternehmen in seiner Gesamtheit lernt ein Direkteinsteiger dagegen nicht so schnell kennen wie ein Trainee. Das kann zwei Nachteile bringen: Das Verständnis für die internen Abläufe ist nicht so ausgeprägt, und das Netzwerk zu den Kollegen baut sich langsamer auf.

    Für den Arbeitgeber hat der Direkteinstieg eines Bewerbers einen offensichtlichen Vorteil: "Direkteinstieg heißt für das Unternehmen, schneller einen produktiven Mitarbeiter zur Verfügung zu haben", sagt Teuber. Zwar muss der Arbeitgeber mehr Gehalt zahlen als für einen Trainee, dafür entfallen aber zusätzliche Kosten, etwa um den Trainee zu verschiedenen Standorten und Niederlassungen - möglicherweise auch im Ausland - zu schicken.

    Das Traineeprogramm: Kennenlernen mit Aufstiegschancen

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    Ein Traineeprogramm dauert im Regelfall zwischen zwölf und 24 Monaten. Bei einer Dauer von unter einem Jahr sollten Bewerber skeptisch sein, rät Stefanie Zimmermann, Chefredakteurin des "Karrieremagazins" vom Staufenbiel Institut. Die Ausbildung nach dem Studium soll nicht nur dem Absolventen nutzen, sondern ihn gezielt zu einer Fachkraft aufbauen, die dem jeweiligen Unternehmen hilft. Die Zugangsvoraussetzungen sind relativ hoch. In der Regel werden hier die besser qualifizierten Bewerber ausgesucht, da es sich um den klassischen Weg zu einer Karriere im höheren Management handelt. Wie das Staufenbiel Institut durch eine Befragung ermittelt hat, sind 38 Prozent der Führungspositionen durch ehemalige Trainees besetzt.

    "Durch die frühe Vernetzung des Trainees im Unternehmen wird ein späterer Einsatz im Managementbereich unterstützt", erklärt Stephan Teuber. Der Absolvent durchläuft während des Programms viele verschiedene Bereiche und Standorte des Unternehmens und schaut so über den sprichwörtlichen Tellerrand. Meist steht zu Beginn des Traineeprogramms noch nicht fest, wo der Absolvent später arbeiten wird. "Während der Traineephase sollen die Stärken des Absolventen erkannt werden. Das Unternehmen findet so heraus, wie es den Trainee später am sinnvollsten einsetzt", sagt Teuber.

    Es gibt aber auch Nachteile. Oft ist der Arbeitsvertrag auf die Dauer des Traineeprogramms befristet. Noch problematischer: Trainee ist als Begriff nicht geschützt, das Arbeitsrecht kennt die Bezeichnung nicht. Wer Pech hat, kommt als Trainee eher in die Rolle eines schlecht bezahlten Dauerpraktikanten. Wichtig ist daher, im Vorstellungsgespräch genau über die Inhalte des Programms zu sprechen und diese auch im Arbeitsvertrag festzuhalten. Nur was dort genannt wird - etwa die Teilnahme an Seminaren -, kann später auch eingefordert werden. "Das Traineeprogramm sollte nicht nur als Lockmethode für den Nachwuchs eingesetzt werden. Es muss ein qualifizierter Ablauf dahinterstehen", sagt Teuber. Bewerber können sich an der "Trainee-Auszeichnung" der Jobbörse Absolventa orientieren, die ein Siegel für die Einhaltung von Ausbildungsstandards verleiht.

    Checkliste: Daran erkennen Sie eine gute Traineestelle

    • Es gibt ein hochwertiges Auswahlverfahren, etwa über ein Assessment-Center.

    • Die Dauer des Programms beträgt mindestens ein Jahr.

    • Der Trainee durchläuft möglichst viele Unternehmensbereiche.

    • Ein fester Ansprechpartner betreut den Trainee als Mentor und gibt regelmäßiges Feedback.

    • Die Bezahlung liegt nicht drastisch unter der eines Direkteinsteigers mit der gleichen Qualifikation.

    • Der Trainee verantwortet ein oder mehrere Projekte weitgehend eigenständig.

    • Zur Fortbildung gibt es (externe) Seminare, die idealerweise schon vor Beginn klar festgelegt sind.

    • Bei international tätigen Unternehmen: Es sind Auslandsaufenthalte vorgesehen.

    • Es gibt gute Chancen auf eine Weiterbeschäftigung nach dem Traineeprogramm (Tipp: nach der Übernahmequote fragen).

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    Zuletzt aktualisiert: Dezember 2014

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